Gute Führung hat keine Zeit für Innovation!

Leadership bedeutet drei Dinge: Richtung vorgeben, Teams moderieren und Beziehungen pflegen. Wer dies seriös macht, hat keine Zeit für Innovation. Was nicht bedeutet, dass es solche nicht dringend braucht. Das Rezept für disruptiven Fortschritt heisst «Mikro-Innovation»! Bottom-up und gut moderiert.

Ob börsenkotiertes Grossunternehmen, familiengeführtes KMU oder öffentliche Volksschule: Innovation bedeutet immer, Produkte und Dienstleistungen neu zu erfinden oder auf eine neue Qualitätsstufe zu heben. 

Unter dem Druck der Stakeholder und der technologischen Transformation verfallen die meisten Verwaltungsräte und Manager/-innen dabei einem entscheidenen Irrtum: Sie glauben, Innovation müsse auf Führungsebene entwickelt und dann top-down verordnet werden. Falsch!

Richtig hingegen sind die folgenden 5 Grundsätze:

1. Nur die Basis weiss, wie der Wind weht

Wünsche und Reklamationen von Kunden, uneffektive Betriebsabläufe, Schwächen von Produkten und Dienstleistungen: Teams und Mitarbeitende an der Basis können weit besser als das Management beurteilen, welche Entwicklung notwendig ist und wie man sie bewerkstelligen könnte. Statt abgehoben von Visionen, Values und Agilität zu erzählen, ist die Basis in der Alltagsrealität geerdet.


2. Nicht Innovation, sondern MIKRO-Innovation!

Ja, Innovation ist wichtig und es braucht dringend viel davon! Gleichzeitig gilt: Wirksam wird nur, was in kleinen Schritten erprobt, reflektiert, verbessert, wieder reflektiert und dann perfektioniert wird. Teams brauchen dazu Freiheiten und geeignete Gefässe. Mikro-Innovation hat 5 Kriterien: Sie muss permanent, gut geplant und in kleinen Portionen stattfinden, systematisch überprüft werden sowie Nutzen generieren.


3. Ob es gelingt, liegt am Flow

Fortschritt geschieht dort, wo Mitarbeitende begeistert, kreativ und mutig am Werk sind. Im FLOW leben! Und an dieser Stelle kann die Unternehmens-, Organisations- oder Schulführung einen fantastischen Beitrag leisten: indem sie ihre Teams ermutigt, über Horizonte hinaus gross zu denken, Neues zu wagen und Fehler zu machen. Die wirksamste Tat der Führungsperson besteht darin, Pioniergeist zuzulassen, Ressourcen für Experimente zur Verfügung zu stellen und potenzielle Konflikte behutsam zu moderieren. 


4. Prozessberatung bei Sand im Getriebe

Auch wer im Flow agiert, gerät hin und wieder ins Stocken. Ermüdung, Abnutzung, Fehler, Konflikte oder das Bedürfnis nach Klärung, Pausen oder frischen Impulsen gehören dazu. Auch hier liegt für Führungspersonen eine grosse Chance, Gutes zu tun: indem sie ihren Teams nach Bedarf unkompliziert Coaching, Supervision oder Prozessberatung zur Verfügung stellen. Der externe Blick auf systemische Prozesse kann befreiend wirken.


5. Innovation braucht regelmässige Evaluation

Die erfolgreichste Form der Evaluation sind Reviews. Im Minimum je einmal jährlich ein Peer-Review und ein Kunden-Review. In Ersterem nehmen Kolleginnen und Kollegen als Critical Friends Entwicklungen unter die Lupe, geben Feedbacks und machen Vorschläge für weiterführende Massnahmen. In Letzterem beurteilen Kundinnen und Kunden Entwicklungen bezüglich Nutzen, Attraktivität und Sinn. Die Erkenntnisse fliessen in die nächste Schlaufe ein. Und damit es klar ist: Peers und Kunden beurteilen Entwicklungen weit kompetenter als die eigene Führungsetage.


Fazit: Vergeuden Sie Ihre wertvolle Zeit als Leader nicht damit, die grossen innovativen Würfe zu inszenieren. Schaffen Sie vielmehr für Ihre Teams und Mitarbeitenden an der Basis Raum, Zeit und Ressourcen, um Pioniergeist zu entwickeln und genau jene Mikro-Innovationen zu kreieren, die positiv wirken. Viel Spass beim Begleiten!

André Kesper ist Kommunikations- und Organisationsberater und verfügt über einen bso-anerkannten MAS in Coaching, Supervision, Change-Management und Organisationsentwicklung. Er berät Sie in anspruchsvollen Ausgangslagen und moderiert Ihre Entwicklungsprozesse. Möchten Sie sich unverbindlich austauschen? Schreiben Sie einfach eine E-Mail.