Nur gute Menschen kommunizieren gut. Alle anderen scheitern früher oder später.

Seit vielen Jahren berate und trainiere ich Menschen in ihrer Kommunikation. Hin und wieder werde ich gefragt, welches die Schlüsselkompetenz für erfolgreiche Kommunikation sei. Strategisches oder taktisches Talent? Rhetorik? Packendes Storytelling? Weder noch. An erster Stelle steht mit Abstand der Charakter. Menschen mit Nächstenliebe kommunizieren besser als Menschen mit Profilierungs- und Habsucht.

Zunächst eine Begriffsklärung: Unter «Kommunikation» verstehe ich in diesem Artikel sowohl Führungskommunikation (Menschen leiten und coachen), als auch Unternehmenskommunikation (als Organisation interagieren) und Werbung (Dienstleistung oder Produkt verkaufen). Dabei spielt es keine Rolle, ob man als Einzelperson sich selbst vertritt, eine Rolle verkörpert oder als verantwortliche Person für eine Organisation oder ein Unternehmen spricht. 

Konzentrieren wir uns auf das Positive. Menschen, die durch Kommunikation langanhaltend die gewünschte Wirkung erzielen, zeichnen sich auffallend häufig durch folgende Eigenschaften aus: 

1. Geklärtes Selbstbild

Das Selbstbild lässt sich auf verschiedene Weise schärfen: Als besonders hilfreich erweisen sich seriöse Persönlichkeitsdiagnostik, das Reflektieren von Grenzen und Niederlagen, Feedbacks integrer Menschen sowie Coaching, Supervision und Therapie. Wer sich in Höhen und Tiefen selbst begegnet ist und seinen Platz im Universum gefunden hat, gewinnt an Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit.

Übrigens: Die Folge eines geklärten Selbstbilds ist häufig ein individuellerer und ästhetischerer Auftritt. Die Gebundenheit an Dresscodes und Statussymbole nimmt ab. 

2. Liebe

Ich habe für diesen Titel bewusst nicht einen umschreibenden Begriff wie Empathie, Interesse am Mitmenschen, Wertschätzung, Altruismus oder Hilfsbereitschaft gewählt, sondern den Kernbegriff «Liebe». Wer sich selbst, andere Geschöpfe und die Umwelt liebt, unterdrückt niemanden, sondern strebt vielmehr nach Win-win und stellt Kooperation über Wettbewerb. Dadurch gewinnt Kommunikation an Spannung, Relevanz und Faszination.

Übrigens: Liebe drückt sich auch in Ethik, Ökologie sowie im Konsum- und Essverhalten aus. Beobachten Sie dazu selbst das menschliche Kommunikationsverhalten am Steakgrill oder im Fonduezelt.

3. Weltoffenheit

Ich definiere Weltoffenheit als Gegenteil von Ideologie, Intoleranz und Diskriminierung. Weltoffene Menschen freuen sich authentisch an Diversity und betrachten sich nicht als Zentrum des Universums. Sie leben eine integrierte Spiritualität und sind eher an Erfahrungen als an «Wahrheiten», Dogmen oder Erkenntnis interessiert. Sie kommunizieren gewaltfrei und gewinnen dadurch Aufmerksamkeit und Zuspruch.

Übrigens: Viele Menschen kommunizieren in der Öffentlichkeit anders als in den eigenen vier Wänden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich solche Menschen innert weniger Stunden durchschaue. Echte Weltoffenheit lässt sich nicht vortäuschen. 

Und noch etwas: Weltoffene Menschen haben sich von überholter Managementliteratur verabschiedet.

4. Sensibilität

Sensible Menschen haben ein erweitertes Sensorium für Energien und nehmen differenzierter wahr. Sie denken und fühlen nicht nur in Schwarz-Weiss, sondern in unzähligen Zwischentönen. Sie kommunizieren treffender und oft realistischer. Zudem spüren sie besser, wann es Zeit zum Schweigen ist. Dadurch erhält ihre Kommunikation Gewicht.

Übrigens: Extrovertierte Menschen kommunizieren nicht automatisch besser als introvertierte. Entscheidend sind Auftreten und Wording, nicht Lautstärke und Textmenge.

5. Optimismus

Menschen, die in ihre Fähigkeiten, ihre Mitmenschen und in die Zukunft vertrauen, haben die besseren Botschaften als Schwarzmalende. Echter Optimismus ist dabei nicht mit Ignoranz zu verwechseln.  

Übrigens: Gelassenheit und Zuversicht sind nicht gottgegeben, sondern Trainingssache. Bewährt haben sich eine sorgfältige Auswahl von Literatur, Medien und Gesprächsthemen sowie Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken. 

Zuletzt noch eine Antwort auf eine Frage, die sich fast zwangsläufig ergibt: Gibt es auch eine Hitparade an Eigenschaften, die sich am wenigsten mit erfolgreicher Kommunikation vertragen? 

Natürlich gibt es die! Voilà:

  1. Mangelndes Selbstwertgefühl, verursacht durch unverarbeitete Traumata
  2. Zynismus
  3. Veraltetes Hierarchiedenken
  4. Unehrlichkeit
  5. Gier

André Kesper ist Kommunikations- und Organisationsberater sowie dipl. Coach bso. Er berät Sie in anspruchsvollen Ausgangslagen und moderiert ihre Entwicklungsprozesse. Möchten Sie sich unverbindlich austauschen? Schreiben Sie einfach eine E-Mail.